Die größten Doping-Skandale - Sieg um jeden Preis?
Der Leistungsdruck im Profisport ist extrem. Mancher, der über sich selbst hinauswachsen will, geht der Doping-Falle ins Netz. Er schadet damit aber nicht nur dem eigenen Körper, sondern dem ganzen Sport. Wir haben die größten Doping-Fälle der Geschichte gesammelt.
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From Hero to Zero
Lance Armstrong sorgte für einen der größten Doping-Skandale der Sportgeschichte und vernichtete den Ruf einer ganzen Sportart. In Russland sollen Ermittlungen der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) zufolge über Jahre hinweg Leichtathleten systematisch und sogar staatlich gesteuert gedopt worden sein. Wir zeigen ihnen die Skandale, die die Sportwelt erschütterten.

Russisches Staatsdoping bei Olympia 2014
Bereits bei den Olympischen Spielen 2104 von Sotschi fielen zahlreiche russische Sportler durch Doping auf. Russland wird in diesem Zusammenhang gar staatlich praktiziertes Doping vorgeworfen. Sogar der russische Geheimdienst FSB soll laut dem Kronzeugen Grigori Rodtschenkow, der damals das Anti-Doping-Zentrum leitete, an der Vertuschung von positiven Dopingproben beteiligt gewesen sein. Bei den Winterspielen 2018 in Pyeonchang entging der russische Verband nur knapp einer Komplettsperre. Am Ende durften 169 russische Athleten antreten, jedoch unter neutraler Flagge. Inzwischen hat Russland das systematische Doping bereits zugegeben, staatliche Anordnung des Betrugs aber von sich gewiesen. Ob und wann Russland wieder vollständig in den Weltsport aufgenommen wird, steht in den Sternen.

Russische Wiederholungstäter
Obwohl die russichen Athleten bei den Olympischen Winterspielen von Pyeongchang 2018 unter besonderer Beobachtung der Öffentlichkeit standen, griff dennoch einer nachweislich zu unerlaubten Mitteln. Und das in einer Sportart, in der man es nicht zwingend vermutet hätte. Alexander Kruschelnizki, der im Curling die Bronzemedaille gewonnen hatte, wurde des Meldonium-Missbrauchs überführt.

Die kinoreife Tragödie des Sports
Je größer der Heldenruhm, desto tiefer der Fall. Diese Grundregel der Tragödie bekam Lance Armstrong am eigenen Leib zu spüren. Der Doping-Skandal um das Radsport-Idol ging in die Geschichte ein. Die dunkle Seite seiner Karriere wurde mit "The Program – Um jeden Preis" sogar verfilmt.

Lügen haben starke Beine
Lance Armstrong gewann die prestigeträchtige Tour de France siebenmal in Folge – ein Rekord für die Ewigkeit. Der US-Amerikaner hat jeden Gegner besiegt, bis auf einen: die Wahrheit. Auch wenn sie lange gebraucht hat, um ihn einzuholen. Nachdem er die Doping-Unterstellungen jahrelang erfolgreich geleugnet hatte, gestand Armstrong im Januar 2013 in einem TV-Interview mit der in den USA berühmten Talkmasterin Oprah Winfrey die schmutzige Wahrheit.

Lebenslange Sperre
Armstrong hatte jahrelang systematisch betrogen und ein Doping-Netzwerk aufgebaut. Als seine Schuld bewiesen war, wurden ihm alle Titel aberkannt, die er seit August 1998 eingefahren hatte. Zudem wurde er mit einer lebenslangen Sperre belegt. Den Lebensweisheiten des größten Lügners der Radsportgeschichte folgen auf Twitter dennoch weiterhin 3,42 Millionen User.

Aus der Krise rausgekauft
Einen Gerichtsprozess um Schadensersatzforderungen seines ehemaligen Teams US Postal und seiner Sponsoren wendete Armstrong am 20. April 2018 durch die Zahlung von fünf Millionen Dollar an die US-Regierung ab. Ohne diesen Deal mit dem Justizministerium, drohte der gefallenen Sport-Legende der finanzielle Ruin. Am 7. Mai 2018 sollte der Schadensersatzprozess beginnen. Im Raum stand eine Forderung von 100 Millionen US-Dollar. Zuvor machte "L. A" durch einen Autounfall unter Alkoholeinfluss sowie einen vielkritisierten Charity-Auftritt am Rande der Tour de France 2015 unrühmlich von sich reden.

Geldspenden und Doping
Floyd Landis fuhr 2004 im Team US Postal an der Seite von Lance Armstrong. Auch ihm wurden illegale Substanzen zum Verhängnis. Der Sieg bei der Tour 2006 wurde ihm aberkannt. Im August 2015 entging er zudem einer möglichen 20-jährigen Gefängnisstrafe wegen Betrugs. Bei den Anschuldigungen ging es diesmal allerdings nur indirekt um Doping: Unter die Lupe genommen wurde die Rechtmäßigkeit der von ihm 2007 und 2008 gesammelten Geldspenden für seine Verteidigung im Doping-Prozess.

Der schuldige Whistleblower
Landis packte detailliert aus: Seit 2002 habe er seine Leistung permanent illegal gesteigert - mit EPO (Erythropoetin), Testosteron, Wachstumshormonen und Blut-Transfusionen. Mit seinem Geständnis brachte er 2010 als Erster Licht ins Dunkel der Doping-Betrügereien, in die auch Lance Armstrong verwickelt war. Seine Aussagen ebneten den Weg für umfangreiche Ermittlungen. Nach dem Skandal zog Landis sich komplett aus der Öffentlichkeit zurück – sowohl, was die klassischen Medien angeht, als auch Social-Media-Auftritte.

Phönix aus der Asche
Auch Alberto Contador konnte des Dopings überführt werden. 2010 wurde der spanische Profi positiv auf die verbotene Substanz Clenbuterol getestet. Die Folge: Von 2010 bis 2012 wurde der Tour-de-France-Sieger mit Sperren belegt. Im Gegensatz zu seinen Mitstreitern allerdings bedeutete das nicht das Ende seiner Karriere. Er fährt wieder munter an der Spitze weiter und gewann unter anderem die Vuelta a España 2014 sowie den diesjährigen Giro d'Italia.

Der Skandal weitet sich aus
Wem die Karriere des Spaniers wahrlich spanisch vorkam, sollte Recht behalten: Der Skandal um seine Person zog immer weitere Kreise. Erst Anfang 2015 wurde bekannt, dass Contador – wie zuvor auch schon Lance Armstrong – vom Radsport-Weltverband UCI nach verdächtigen Dopingtests eine "bevorzugte Behandlung" erfahren hatte. Über einen seiner positiven Tests wurde er beispielweise von drei UCI-Funktionären vorab informiert und bekam von ihnen auch gleich eine passende Ausrede mitgeliefert: Verzehr von kontaminiertem Fleisch.

Strippenzieher?
In der Armstrong-Ära war der gebürtige Belgier Johan Bruyneel Teamchef von US Postal. In dieser Führungsrolle steuerte er höchstpersönlich sämtliche Dopingmachenschaften innerhalb der Mannschaft. Das macht ihn zur zentralen Figur in der größten Betrügerei der Sportgeschichte. Anfang 2014 wurde er durch ein Schiedsgericht für 10 Jahre gesperrt.

Ein Buch mit sieben Siegeln
War Johan Bruyneel Drahtzieher oder nur ein Rad in einer viel größeren Doping-Maschinerie? Vielleicht beantwortet Johan Bruyneel diese Frage bald schriftlich. Der Ex-Teamchef, unter dessen Regie Lance Armstrong sieben Tour-Titel in Folge holte, arbeitet an einem Buch, in dem er seine persönliche Sicht der Dinge rund um den Skandal vermitteln will.

Doctor Who?
Michele Ferrari hat nicht nur einen Doktortitel, sondern auch den zweifelhaften Titel "Doktor EPO". Den uncharmanten Spitznamen verdiente er sich durch seine Schlüsselrolle im epischen Betrugsfall um Lance Armstrong und sein Team. Er war für den medizinischen Aspekt des Dopings verantwortlich. Ferrari kontrollierte die Versorgung der Fahrer mit unterschiedlichen Präparaten.

Betrügen, bis der Arzt kommt?
Vom Olympischen Komitee Italiens wurde der umtriebige Doping-Arzt, der auch Profis diverser anderer Sportarten "unterstützte", vor einigen Jahren mit einer lebenslangen Sperre belegt. Zwischenzeitlich wurde gegen Ferrari sogar wegen Verdachts auf Bildung einer kriminellen Vereinigung, Geldwäsche und Steuerhinterziehung ermittelt. Einen Großteil seiner Zeit verbringt Michele Ferrari vor Gericht. Wegen des immer gleichen Themas: Verstrickungen in verbrecherische Dopingaktivitäten.

Der deutsche Doping-Skandal
Auch der deutsche Radsport wurde in seinen Grundfesten erschüttert. Einen Tag vor dem Start der Tour de France wurden 2006 überraschend die Favoriten von ihren eigenen Teams ausgeschlossen: Ivan Basso und Jan Ullrich. Ullrich wird vorgeworfen, auf der Liste des berüchtigten Doping-Arztes Eufemiano Fuentes gestanden zu haben. Dieser hatte zahlreiche Radprofis über Jahre hinweg mit leistungssteigernden Mitteln versorgt. Unter seinen Kunden soll auch Alberto Contador gewesen sein. Sechs Jahre nach seinem Rückzug aus dem Profisport gestand Jan Ullrich 2013 erstmals – wenn auch ziemlich unspezifisch. Er habe sich im Laufe seiner Karriere mit Eigenblut-Doping auf die Sprünge geholfen, um "Chancengleichheit" herzustellen. Alle anderen Fahrer hätten diese verbotenen Methoden ebenfalls eingesetzt, daher habe er unter Zugzwang gestanden – so UIlrichs Wahrnehmung der Wahrheit.

Noch immer ein Held?
Die meisten Details seines Betruges bleiben jedoch bis heute im Dunkeln. Wie Armstrong brachte sich auch Ullrich mit einem Verkehrsunfall unter Alkoholeinfluss erneut in die Schlagzeilen. Als Profi radelte Ullrich für T-Mobile, doch taugt ein Mann mit seiner bewegten Geschichte noch heute als Werbebotschafter? Für die Firma Storck Bicycle lautet die Antwort "ja", denn auf deren Website fungiert Ullrich seit als offizieller Markenbotschafter - in der Kategorie "Heroes".

Rundumschlag
Jan Ullrich war erst der Anfang. Im Jahr 2007 gestanden mehrere deutsche Radsportprofis Blutdoping: Erik Zabel (Foto), Jörg Jaksche, Bert Dietz, Christian Henn, Udo Bölts, Brian Holm, Rolf Aldag und Bjarne Riis. Spätestens jetzt war klar: Es handelt sich nicht um Einzelfälle, sondern um systematisches Vorgehen. In Folge des Skandals wurden drei Sportärzte von der Uni-Klinik Freiburg suspendiert. Erik Zabel war der erste noch aktive Radsportler, der - unter Tränen - ein Reuegeständnis ablegte. Der Grund dafür: "Wenn ich von meinem Sohn erwarte, dass er ein guter Mensch wird, kann ich ihn nicht weiter anlügen."

Nur die Spitze des Eisbergs?
Die Dopingskandale schadeten dem Ruf einer ganzen Sportart. Doch ist der Radsport wirklich das einzige schwarze Schaf? Daran kamen bei den Ermittlungen gegen den spanischen Dopingarzt Eufemiano Fuentes Zweifel auf. Auch Leichtathleten und Fußballer wurden mit seinem Netzwerk in Verbindung gebracht. Fuentes wurde 2013 zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt. Doch Dopingskandale gab es auch ohne seine Unterstützung in der Geschichte des Sports …

Der traurige erste Platz
Manchmal will man auch als Sportler nicht Erster sein. Dennoch gehört es zu Ben Johnsons Vita, dass der Sprinter als erster Doping-Sünder in die Geschichte einging. Bei den Olympischen Sommerspielen 1988 in Seoul holte er Gold im 100-Meter-Sprint. Die Medaille musste er allerdings wieder zurückgeben, da zwei Tage nach dem Sieg in seiner Urinprobe Steroide nachgewiesen wurden.

Der schwarze Tag der Sprinter
Der größte Doping-Skandal der Sprinter-Geschichte ereignete sich 25 Jahre später. Am 14. Juli 2013 wurden die Top-Läufer Tyson Gay, Asafa Powell (beide hier im Bild) und Sherone Simpson des Dopings überführt. Tyson Gay belastete bei den anschließenden Ermittlungen unter anderem seinen Trainer, den ehemaligen Top-Sprinter Jon Drummond, der für die Weitergabe von Dopingmitteln eine achtjährige Sperre erhielt.

Laufkundschaft beim Doping-Arzt?
Die Diva des Sports: Sprinterin Florence Griffith-Joyner war nicht nur schnell, sondern auch attraktiv. Für Aufsehen sorgte sie nicht nur mit modisch extravaganten Outfits, sondern auch mit Gerüchten über eine mögliche illegale Leistungssteigerung. Nachweisen konnte man ihr den Dopingverdacht nie, doch ihre bemerkenswerten Siege bei den Olympischen Sommerspielen in Seoul 1988 erweckten Argwohn. Sie erlangte damals Goldmedaillen über 100, 200 und 4x100 Meter. Sollte sie schuldig sein, könnte sie nicht mehr gestehen: Griffith-Joyner verstarb 1998 mit nur 38 Jahren an Herzversagen. Ihr früher Tod führte zu Spekulationen über Folgeschäden nach leistungssteigernden Mitteln.

Die Zahnpasta-Affäre
Der Läufer Dieter Baumann holte 1992 bei den Olympischen Spielen in Barcelona Gold über 500 Meter. 1999 wurde er positiv auf das Steroid Nandrolon getestet. Der Fall ging als "Zahnpasta-Affäre" in die Sportgeschichte ein, weil das Mittel auch in seiner Zahnpasta nachgewiesen wurde. Baumann bestritt die wissentliche Einnahme allerdings vehement und stellt sich als Opfer eines Attentats dar. Er stellte Strafanzeige wegen vorsätzlicher Körperverletzung und setzte eine Belohung von stolzen 100.000 Mark für die Ergreifung des Täters aus. Der Deutsche Leichtathletik-Verband sprach Baumann frei, während der Leichtathletik-Weltverband IAAF den Sportler für zwei Jahre sperrte. 2002 feierte Baumann ein aufsehenerregendes Comeback, als er bei der Leichtathletik-EM in München Zweiter über 10.000 Meter wurde. Ein Jahr später beendete er seine Karriere. Seitdem arbeitet er äußerst vielseitig - unter anderem als Trainer, Sport-Kolumnist und Kabarettist.

Gefallener Gott
Diego Maradona gilt noch heute als unerreichter Fußballgott, doch unfehlbar war er nicht: Argentiniens größter Kicker vor der Messi-Ära wurde bei der WM 1994 in den USA erwischt: Ihm wurde das verbotene Ephedrin nachgewiesen. Die Folge: Das Turnier musste ohne einen seiner wichtigsten Protagonisten stattfinden. Das langsame Ende einer beispiellosen Traumkarriere zeichnete sich allerdings bereits drei Jahre zuvor ab: Maradona wurde mit Kokain erwischt.

Die schnellste Frau der Welt
Die "Grace Kelly der Tartanbahn" wurde Katrin Krabbe in jungen Jahren aufgrund ihrer attraktiven Erscheinung genannt, doch im Laufsport zählen keine Oberflächlichkeiten, sondern nur, wie schnell man über die Oberfläche rennen kann. Auch darin war Krabbe gut. Sogar die Beste: 1991 holte sie bei der Leichtatlethik-WM in Tokio zweimal Gold. 1992 stolpert die zweimalige deutsche Sportlerin des Jahres, Welt-Leichtathletin und Weltsportlerin des Jahres über ihre eigenen Füße: Ihr wird Clenbuterol nachgewiesen. Eigentlich ein Medikament gegen Asthma und damals noch nicht auf der offiziellen Dopingliste. Dennoch wurde Katrin Krabbe vom Deutschen Leichtathletik-Verband für ein Jahr gesperrt. Der IAAF verlängerte diese Sperre um weitere zwei Jahre bis 1995. Krabbes späterer Versuch eines Comebacks scheiterte. Immerhin: Der Schadenersatzanspruch der Sprinterin gegenüber der IAAF in Höhe von 1,2 Millionen Mark wurde später anerkannt.

Doping im Fußball
Foulspiel! Und zwar an sich selbst: Er hatte den Ruf als schnellster Fußball-Nationalspieler, doch 2004 wurde Marko Rehmer von Hertha BSC ausgebremst. Dem Nationalspieler wurde die Einnahme von Betamethason nachgewiesen. Allerdings hieß es offiziell, das Medikament wäre ohne das Wissen von Verein und Mannschaftsarzt nach einer Kieferverletzung von einem HNO-Arzt verabreicht worden. Als erster "offizieller" Dopingsünder der Bundesliga gilt Roland Wohlfarth, 1995 Stürmer beim VfL Bochum. Ihm wurde das Aufputschmittel Norephedrin nachgewiesen. Wohlfarth hatte es eingenommen, um nicht weiter zuzunehmen.

Vom Pech verfolgt
Einen Sonderfall in der Geschichte des Dopings stellt die Eisschnellläuferin Claudia Pechstein dar: Sie ist die erste Sportlerin, die nicht wegen eines positiven Doping-Befundes gesperrt wurde, sondern lediglich wegen Auffälligkeiten des Blutprofils. Doch reichen die Indizien aus, um sie zu überführen? Ja, sagte die Internationale Eislauf-Union (ISI) und sperrte die fünfmalige Olympiasiegerin 2009. Nein, sagt die Betroffene und wehrte sich vor Gericht. Ihren Anspruch auf Schadensersatz wehrte der Bundesgerichtshof am 7. Juni 2016 ab.
Autor: Michael Eichhammer