Die emotionalsten Momente im Abstiegskampf
Erste oder zweite Liga? Die Bundesliga erlebt den wohl spannendsten Abstiegskampf ihrer Geschichte. Wir erinnern an weitere dramatische Entscheidungen und wundersame Rettungen.

Braunschweig steigt ab - Saison 1972/73
Am letzten Spieltag kommt es zum Fernduell zwischen den niedersächsischen Rivalen Hannover 96 und Eintracht Braunschweig. Die Eintracht liegt einen Punkt vorn und empfängt Düsseldorf. Hannover gastiert bei den starken Wuppertalern und gewinnt überraschend hoch mit 4:0. Braunschweig unterliegt der Fortuna mit 1:2 und steigt ab.

Münch rettet Leverkusen - Saison 1995/1996
In Leverkusen steigt das Abstiegs-Endspiel zwischen Bayer und dem 1. FC Kaiserslautern. Die Pfälzer müssen gewinnen, um den ersten Abstieg aus der Fußball-Bundesliga abzuwenden. Pavel Kuka bringt den FCK in der 58. Minute in Führung. Markus Münch beseitigt mit dem 1:1 in der 82. Minute die Leverkusener Abstiegsgefahr. Lautern muss den Gang in Liga zwei antreten. Anschließend weint sich FCK-Idol Andreas Brehme an der Schulter seines Leverkusen-Kumpels Rudi Völler aus.

Frust beim KSC, Gladbach gerettet - 1997/1998
"Lasst mich in Ruhe", sagte Mittelfeld-Star Häßler, nachdem klar war, dass der KSC zum fünften Mal nach 1968, 1977, 1983 und 1985 wieder ins Unterhaus muss. Eine 2:4-Niederlage in Rostock hatte seinen Traum vom Verbleib in Liga 1 platzen lassen. Dabei hatte Gladbach bis zum letzten Tag drei Punkte hinter den Badenern auf Platz 16 gelegen. In Wolfsburg witterten die Borussen jedoch ihre Chance: 2:0, das bessere Torverhältnis und schließlich der Klassenerhalt! Gladbach-Trainer Friedel Rausch fiel Effenberg, der mit seinem 1:0 den Startschuss zur Aufholjagd gegeben hatte, schluchzend um den Hals (s. Bild) - einerseits aus Freude, andererseits wahrscheinlich auch mit einer Träne der Trauer im Auge. Für Effe war es der letzte Tag bei seinem alten Arbeitgeber, bevor er wieder zum FC Bayern wechseln sollte.

Eintracht Frankfurt jubelt, Nürnberg am Abgrund - Saison 1998/1999
Der 29. Mai 1999 geht als der bislang dramatischste letzte Spieltag in die Bundesligageschichte ein. Fünf Teams können noch absteigen. Im Mittelpunkt steht das Fernduell Frankfurt - Nürnberg. Der 1. FC Nürnberg scheint als 12. mit drei Punkten und fünf Toren Vorsprung auf Frankfurt wenig gefährdet. Am Ende hält aber die Eintracht die Klasse. Eine Minute vor Schluss liefert Jan-Aage Fjörtoft per Übersteiger das noch fehlende Tor zum 5:1 gegen Kaiserslautern - bis zur 70. Minute hatte es noch 1:1 gestanden. Der "Club" verliert 1:2 gegen Freiburg und steigt ab. Das Schlusswort hat Radioreporter Günther Koch: "Hallo, hier ist Nürnberg, wir melden uns vom Abgrund."

Dortmund darf bleiben – Saison 1999/2000
Die diesjährige Hinrunde des BVB ließ dunkle Erinnerungen an die Saison 1999/2000 wach werden, in der man ähnlich schwach über dem Abgrund baumelte. Vor dem letzten Spieltag trennten Dortmund nur zwei Punkte vom ersten Abstiegsplatz. "Feuerwehrmann" Udo Lattek gelang es jedoch gemeinsam mit Assistent Matthias Sammer, die Mannschaft noch mal zu motivieren. Am Ende stand ein 3:0-Sieg in Berlin und damit Rang 11 – kollektives Aufatmen!

S04 für 4 Minuten Meister vs. Unterhaching-Trauerspiel – Saison 2000/2001
Von himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt: So erging es einerseits den Schalkern, aber auch der SpVgg Unterhaching am anderen Ende der Tabelle. Die vier Minuten Ruhm, in denen sich der FC Schalke 04 als Meister wähnte, überschatten zwar den letzten Spieltag, doch auch der Underdog Unterhaching hatte eine Schicksalsschlacht zu kämpfen. Seine Frage lautete: "Bleiben oder gehen?" 2:0 hatte Unterhaching gegen die Blauen vorgelegt, bis diese das Spiel drehten und es 3:5 für sich entschieden. Am Ende des Abends stehen zwei Verlierer auf dem Spielfeld: Unterhaching steigt auf Nimmerwiedersehen ab und Schalke wird vom FC Bayern auf der Zielgeraden zur Meisterschaft überholt.

Leverkusen rettet sich zum zweiten Mal – Saison 2002/2003
Nach 1996 war es 2002 zum zweiten Mal soweit: Leverkusen bringt sich in letzter Sekunde in Sicherheit vor dem Abstieg. Einen großen Anteil daran trägt Klaus Augenthaler, der seinen Trainer-Job am 33. Spieltag früher als geplant antritt und die Mannschaft für zwei wichtige Siege – gegen 1860 und Nürnberg - fit macht. Im Jahr darauf qualifizierte sich Leverkusen unter "Auge" wieder für die Champions League.

Sieg im direkten Duell hält Wolfsburg im Oberhaus - 2005/2006
Es gibt Tage, an denen darf man ein Unentschieden feiern wie einen Sieg – vor allem dann, wenn es die Erstklassigkeit des Vereins rettet. Der VfL Wolfsburg kennt dieses Gefühl. Auch wenn die Wölfe schon des öfteren vor dem Abstieg standen, war es noch nie so eng: 66 Minuten im direkten Duell mit dem 1. FC Kaiserslautern sieht es verdammt schlecht aus, doch ein finales 2:2 sichert dem VfL den Klassenerhalt.

Bielefeld zieht den Kürzeren – Saison 2008/2009
Neuer Coach, neues Glück – doch die Rechnung ging für Bielefled nicht auf. Nach Michael Frontzecks Entlassung sollte es "Retter" Jörg Berger richten. Ein Sieg gegen Hannover 96 hätte die Arminia eventuell retten können, doch an diesem Tag war nicht mehr als ein Remis drin. Energie Cottbus und der KSC erfüllten hingegen ihre Pflicht und siegten beide, so dass Bielefeld vom drittletzten auf den letzten Platz abrutschte. Das Leid der Fahrstuhlmannschaft war natürlich groß, was der Verein damals aber noch nicht wissen konnte: es war bis heute das letzte Mal, das Bielefeld in der 1. Bundesliga gesehen wurde.

Favre schafft mit Gladbach ein Wunder - Saison 2010/2011
Gladbach rangiert seit dem 9. Spieltag auf einem direkten Abstiegsplatz. Erst zwei Spieltage vor Schluss schafft die Borussia dank eines spät zustande gekommenen 2:0-Sieges gegen Freiburg und eines 1:1 in Hamburg den Sprung auf den 16. Platz. Im Relegations-Hinspiel gegen den VfL Bochum schießt Igor de Camargo in der letzten Sekunde das 1:0. Die finale Pointe zum Gladbacher Happy-End bleibt Marco Reus mit dem 1:1-Ausgleich im Rückspiel in Bochum vorbehalten. "Wir haben alle zusammen ein Wunder geschafft", sagt Coach Favre nach der Rettung.

Düsseldorf versagt im Endspurt - Saison 2012/2013
Schockerlebnis für Fortuna Düsseldorf, wundersame Rettung für Hoffenheim: Die TSG muss am 34. Spieltag als Vorletzter bei Vizemeister Dortmund antreten. Der 15. aus Düsseldorf spielt in Hannover. 1899 siegt trotz 0:1-Rückstandes noch durch zwei verwandelte Foulelfmeter von Sejad Salihovic 2:1. Die Kraichgauer, die seit dem 23. Spieltag immer auf Abstiegsplatz 17 standen, retten sich auf Rang 16. Düsseldorf belegt in den ersten 33 Spieltagen nie einen direkten Abstiegsrang, muss nach dem 0:3 in Hannover aber in Liga zwei.

Knappe Kiste für den HSV - 2013/2014
Mit Ach und Krach gelingt es dem Hamburger SV, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen und den ersten Abstieg der Vereinsgeschichte abzuwenden. Gemeinsam mit dem 1. FC Nürnberg und Eintracht Braunschweig liefert sich der Bundesliga-Dino am letzten Spieltag ein zittriges Schneckenrennen. Für alle drei Vereine ist noch die Relegation drin. Alle verlieren, doch der HSV hat die bessere Ausgangsposition und muss sich mit Greuther Fürth messen. Nach einem 0:0 reicht den Hanseaten im Rückspiel dank Auswärtstorregel ein 1:1. Um Haaresbreite darf der HSV in der ersten Liga verweilen – ob ihnen in dieser Saison wieder das Glück zur Seite steht?
Autor: Julia Witthaus